Berlin mag auf den ersten Blick für Bier und Cocktails bekannt sein, doch auch für Weinliebhaber ist die Hauptstadt ein wahres Paradies.
Die Weinszene in Berlin boomt und bietet von noblen Weinlounges bis hin zu hippen Naturwein-Bars alles, was das vinophile Herz begehrt.
Ob in edlen Restaurants mit prämierter Weinkarte oder in gemütlichen Kiez-Weinbars – in Berlin fließt der Rebsaft in vielfältigster Form.
Kein Wunder, dass Berlin als eine von Europas spannendsten Weinstädten gilt.
Die Mischung aus historischer Weinbautradition, internationaler Einflüsse und innovativen Konzepten macht Berlin zu einem spannenden Reiseziel für Weinliebhaber.
Berlin kann auf eine erstaunliche – wenn auch wenig bekannte – Weinbaugeschichte zurückblicken. Bereits im 15. Jahrhundert gab es in Berlin, insbesondere am Kreuzberg, zahlreiche Weinberge – um 1450 waren dort über 100 Weinbauern tätig. Im 17. Jahrhundert war die lokale Weinproduktion so umfangreich, dass Berliner Weine bis nach Preußen, Polen und Russland exportiert wurden. Doch das kühle Klima und politische Entscheidungen bremsten diese Blütezeit: 1736 ließ König Friedrich Wilhelm I. viele Weinberge roden, da der arbeitsintensive Anbau in der Region kaum noch rentabel war. Ein verheerend kalter Winter 1739/40 zerstörte nahezu alle Rebstöcke rund um Berlin. Zudem änderte sich der Geschmack der Berliner – süße Südweine und bayrisches Bier wurden populärer als der örtliche Wein.
Dennoch flammte die Weinbegeisterung später wieder auf: West-Berliner Bezirke pflegten Partnerschaften mit traditionellen Weinregionen. So erhielt der Bezirk Kreuzberg 1968 von der Partnerstadt Wiesbaden fünf Riesling-Rebstöcke als Geschenk. In den 1970er Jahren folgten weitere Setzlinge aus bekannten Weinbaugebieten. Heute wachsen in Kreuzberg (im Viktoriapark) wieder rund 300 Rebstöcke – der daraus gekelterte Wein ist eine Rarität und wird vom Bezirksamt als besonderes Präsent verschenkt.
Auch abseits eigenen Weinbaus pflegt Berlin seine Weinkultur. So existiert seit über 50 Jahren die Tradition des Weinbrunnens am Rüdesheimer Platz (Wilmersdorf): Winzer aus dem Partnerlandkreis Rheingau-Taunus schenken dort jeden Sommer ihre Weine aus – eine beliebte Institution in der Hauptstadt. Und selbst in schwierigen Zeiten blieb die Weinszene lebendig: Die Kurpfalz-Weinstuben in Charlottenburg, die seit den 1930ern bestehen, waren nach dem Zweiten Weltkrieg Treffpunkt der Prominenz im alten West-Berlin und wurden Jahrzehnte lang mit viel Pfälzer Herzblut geführt. So stehen traditionelle Weinstuben heute gleichberechtigt neben trendigen neuen Weinbars.
Berlin bietet Weinliebhabern eine beeindruckende Bandbreite an Weinbars und Lounges in verschiedenen Kiezen – jede mit eigenem Charakter und Konzept. Ob Naturwein-Bar, gehobene Sternerestaurant-Lounge oder gemütliches Weinbistro, hier findet jeder Genießer seinen Lieblingsplatz. Im Folgenden stellen wir einige der beliebtesten Weinlocations in Mitte, Kreuzberg, Charlottenburg und Prenzlauer Berg vor.
Ein Highlight in Berlin-Mitte ist das Rutz in der Chausseestraße, eine Kombination aus Restaurant und Weinbar, die international für ihre Qualität bekannt ist. Als erstes und einziges Berliner Restaurant mit drei Michelin-Sternen zieht das Rutz Gourmets aus aller Welt an. Die Atmosphäre bleibt dennoch warm und herzlich.
Die umfassende Weinkarte umfasst rund 350 Positionen – darunter eine Auswahl besonderer Weine mit einzigartiger Geschichte, die von renommierten Weinführern ausgezeichnet wurden. Hier kann man sich von 7- oder 8-Gänge-Menüs mit passender Weinbegleitung verwöhnen lassen und das Beste in Sachen Wein und Gastronomie erleben. Trotz der gehobenen Küche herrscht eine entspannte und stilvolle Atmosphäre.
Für einen ungezwungenen Weingenuss in Mitte empfiehlt sich die Weingalerie & Café Nö! in der Friedrichstadt. Zur Mittagszeit kehren hier viele zu einem Glas Wein ein, um im kleinen, idyllischen Weingarten zu entspannen. Die Speisekarte bietet abwechslungsreiche Gerichte – von Flammkuchen über Gnocchi bis zu Salaten und Carpaccio – die perfekt mit der vielfältigen Weinauswahl harmonieren. Mit rund 20 offenen Weinen und etwa 150 Flaschenweinen aus aller Welt ist hier immer etwas Neues zu entdecken.
Auch die Weinbar Freundschaft in Mitte, wo zwei Sommeliers ein wohnzimmerartiges Ambiente geschaffen haben, lädt zu geselligen Runden ein – spontane Besuche lohnen sich!
In Charlottenburg, unweit des Kurfürstendamms, lockt die Enoiteca Il Calice Weinliebhaber mit italienischem Flair. Am stilvollen Walter-Benjamin-Platz gelegen, versprüht diese Weinstube gehobenes Mailänder Ambiente. Auf der Karte stehen vor allem italienische Weine – von frischen Sorten aus Friaul bis zu kräftigen Toskanern – und authentische italienische Küche. Tagsüber kann man hier Pasta, Fisch- oder Fleischgerichte genießen, während abends die Location in eine elegante Weinbar verwandelt wird, in der bei Jazzmusik, Antipasti und frischen Austern der Tag ausklingt.
Ein weiterer charmanter Ort in Charlottenburg/Wilmersdorf ist die ArtBar F37 Berlin. Die ArtBar F37 überzeugt durch ein kunstvoll gestaltetes Interieur, das moderne Ästhetik mit gemütlicher Atmosphäre vereint. Neben einer sorgfältig kuratierten Weinauswahl bietet die Location regelmäßig wechselnde Kunstausstellungen und Weinevents. Dieses kreative Konzept macht die ArtBar F37 zu einem idealen Treffpunkt für Kunstliebhaber und Weinfreunde, die das Besondere suchen.
Ebenso zeigt sich der traditionelle Charme in den Kurpfalz-Weinstuben am Adenauerplatz. Dieses seit über 80 Jahren bestehende Lokal vermittelt mit rustikalem Interieur und herzlicher Gastfreundschaft das typische Flair einer Pfälzer Weinstube. Die Weinkarte fokussiert auf klassische Pfälzer und deutsche Weine und bietet so ein authentisches Erlebnis. Neben diesen Traditionsstätten findet man in Charlottenburg auch moderne Weinbars wie die Bottega Seppel, die mit kerzenbeleuchtetem Wohnzimmer-Ambiente und Vinyl-Klängen punktet und eine spannende Auswahl europäischer Spitzenweine anbietet.
Kreuzberg, bekannt für sein alternatives Flair, überrascht mit einer lebendigen Weinbarszene. Ein Klassiker ist die Ottorink Weinbar, die unweit des Oranienplatzes liegt. Der Betreiber benannte die Bar nach seinem Großvater und schuf einen kleinen, gemütlich-verrauschten Ort, der bei Kerzenschein zum Verweilen einlädt. Eine handgeschriebene Tafel kündigt täglich wechselnde Weinauswahlen an – ein Konzept, das zum Experimentieren und Entdecken einlädt. Die Auswahl umfasst weiße Weine von der Mosel sowie französische und italienische Rotweine. Die angebotenen Snacks, wie Quiche, hausgemachte Suppe oder Käseplatten, runden das Erlebnis ab – und das zu moderaten Preisen.
Ein weiteres interessantes Konzept in Kreuzberg ist der Weinverein am Berg. Trotz seines Namens handelt es sich um eine öffentlich zugängliche Weinbar, die den Fokus darauf legt, hochwertige Winzerweine direkt vom Produzenten zu präsentieren – ehrlich, authentisch und zu fairen Preisen. Die familiäre Atmosphäre und der enge Austausch mit den Betreibern machen den Weinverein zu einem Ort, an dem Gäste schnell das Gefühl haben, dazuzugehören.
Im Prenzlauer Berg haben sich charmante Weinbars etabliert, die oft von jungen, internationalen Betreibern geführt werden. Ein Beispiel ist die italienische Weinbar Sorsi e Morsi in der Marienburger Straße. Mit herzlicher, familiärer Atmosphäre und einem eigenen kleinen Weinshop bietet diese Bar eine gelungene Kombination aus guten italienischen Weinen und leckeren Antipasti – ein Besuch fühlt sich fast wie eine kleine Reise nach Italien an.
Auch Naturweinliebhaber kommen in Prenzlauer Berg auf ihre Kosten. Das Caravaggi Naturwein Bistro kombiniert zeitgenössische italienische Küche mit naturbelassenen Weinen in modern-gemütlichem Ambiente. Alternativ lädt die Weinbar Dr. Maury in der Schönhauser Allee zu unprätentiösen Tastings in einem wohnlichen Rahmen ein. Wer französischen Genuss bevorzugt, findet in nahegelegenen Stadtteilen wie Schöneberg das gemütliche La Cave d’Augusta, wo französische Weine und erlesene Käsespezialitäten harmonisch aufeinander abgestimmt werden.
Auch Neukölln hat sich als Hotspot der Naturwein-Szene etabliert. Die Weinbar JAJA in der Weichselstraße steht exemplarisch für diesen Trend. Mit über 200 naturbelassenen Weinen – viele davon biodynamisch oder organisch produziert – bietet das JAJA-Team ein entspanntes Weinbistro-Erlebnis, bei dem auch beim Essen auf regionale und natürliche Produkte gesetzt wird. Die lockere, kreative Atmosphäre lädt dazu ein, neue Weintrends wie Pet Nat oder Orange Wines auszuprobieren – ganz ohne Weinsnob-Etikette.
Natürlich gibt es noch viele weitere Weinlocations in Berlin – vom Weinlobbyisten in Schöneberg bis zur täglich geöffneten Nobel-Rot Weinbar in Friedrichshain. Die oben vorgestellten Adressen bieten jedoch einen guten Querschnitt durch Berlins vielfältige Weinlandschaft. Hier können Genießer Weinkultur in allen Facetten erleben – stilvoll, gemütlich, experimentell oder bodenständig.
Berlin erfreut Weinbegeisterte nicht nur mit seinen Bars, sondern auch mit zahlreichen Weinfesten, Messen und Events. Das ganze Jahr über gibt es Anlässe, um mit einem guten Glas anzustoßen. Hier eine Auswahl der wichtigsten bevorstehenden Veranstaltungen in Berlin:
RAW Wine Fair – voraussichtlich Winter 2025, Markthalle Neun (Kreuzberg)
Eine internationale Messe für Naturweine, bei der über 100 Winzer aus aller Welt persönlich ihre naturbelassenen, biodynamischen Weine vorstellen. Ein Pflichttermin für alle, die auf transparente Herstellungsverfahren und ungefilterte Weine stehen.
Lichtenrader Wein- und Winzerfest – Anfang September 2025 (Termin folgt, traditionell erstes Septemberwochenende), Alt-Lichtenrade
Eines der ältesten und schönsten Weinfeste Berlins, bei dem zahlreiche familiengeführte Weingüter authentische Weine präsentieren. Live-Musik und kulinarische Stände sorgen für ein idyllisches Ambiente und persönlichen Austausch mit den Winzern.
Wein- und Winzerfest Westend – Pfingsten 2025 (voraussichtlich 07.–09. Juni 2025), Preußenallee, Charlottenburg
Über das Pfingstwochenende verwandelt sich die Preußenallee in ein Weinmekka. Kleine, selbstvermarktende Familienweingüter stellen persönlich ihre Weine vor – begleitet von Snacks wie Flammkuchen und Käse sowie Live-Musik in entspannter Atmosphäre.
Weinfestival am Walter-Benjamin-Platz – 14.–16. Juni 2024 (nächste Ausgabe 2025 geplant), Charlottenburg
Organisiert von der Enoiteca Il Calice, verbindet dieses Festival mediterranes Flair mit Hauptstadt-Charme. Ausgewählte Spitzen-Winzer aus Deutschland und Italien präsentieren ihre Weine, ergänzt durch Wine-Talks, Street Food und DJ-Sets.
Winzersommer in Köpenick – 16.–18. August 2024 (voraussichtlich wieder im August 2025), Altstadt Köpenick
Ein Weinfest der Partnerstädte, bei dem Winzer aus Regionen wie Slowenien, Österreich und Tschechien ihre Spezialitäten präsentieren. Bei freiem Eintritt können Besucher durch die Köpenicker Altstadt flanieren und dabei edle Tropfen, regionale Küche und Live-Musik genießen.
Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz – 17. Mai – 14. September 2024 (auch 2025 wieder)
Ein besonderes Open-Air-Erlebnis: An 104 Tagen im Jahr fließt Wein aus einem Brunnen, da Winzer aus dem Rheingau ihre Weine auf dem Rüdesheimer Platz schenken. Ein einfacher, aber charmanter Genussmoment mitten in der Großstadt.
Hinweis: Termine können sich ändern. Für aktuelle Informationen empfehlen sich die Websites der Veranstalter oder offizielle Veranstaltungskalender.
Berlins Weinszene lebt von ihrer Offenheit und Vielfalt. Lassen Sie sich darauf ein – besuchen Sie eine der empfohlenen Weinbars, nehmen Sie an einem Fest teil oder buchen Sie einen Tasting-Abend. Sie werden feststellen, dass Wein in Berlin weit mehr als nur ein Getränk ist – es ist Kultur, Leidenschaft und ein Stück Lebensart. Stoßen Sie also an – auf die Berliner Weinvielfalt! Viel Vergnügen beim Entdecken und Genießen.
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